Konservenpionier aus Rorschach
Der technische Fortschritt sowie die Weiterentwicklung von Konservierungsverfahren ebneten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts den Weg zur industriellen Herstellung von Nahrungsmitteln. Zu den Schweizer Pionieren auf diesem Gebiet gehörte die 1916 gegründete Conservenfabrik Rorschach AG, die zwei Jahre später die aus den Anfangsbuchstaben des Firmennamens hergeleitete Wortmarke «Coro» eintragen liess und diese auch mit dem abgebildeten Plakat von Emil Cardinaux (1877–1936) bewarb. Dies führte bald zu einem der ersten Markenprozesse in der Schweiz. Geklagt hatte die Konservenfabrik Lenzburg, die eine Verwechslung mit ihrer eigenen Marke «Hero» befürchtete. Der Fall wurde bis vor das Bundesgericht gezogen. Dieses entschied im März 1926 zugunsten des Lenzburger Unternehmens. Denn die Richter sahen als erwiesen an, dass «die Detailkundschaft in dieser Branche zum großen Teil aus Hausfrauen, Dienstboten und Kindern besteht, an das Unterscheidungsvermögen des kaufenden Publikums hier also nicht allzu hohe Anforderungen gestellt werden dürfen». Der daraufhin in «Roco» geänderte Markenname etablierte sich schnell auf dem Markt, nicht zuletzt dank des von Alois Carigiet entworfenen Roco-Vogels.
Schon bald konnte die Firma auch einen grossen Erfolg verbuchen. Mitte der 1930er Jahre nahm sie als erstes Unternehmen in der Schweiz Dosenravioli in ihr Sortiment auf. Mit der Vermarktung des Produkts wurde der Schweizer Werbepionier Adolf Wirz (1906–1997) beauftragt, der nach mehreren Auslandsaufenthalten, unter anderem in den USA, 1936 ein Reklamebüro im amerikanischen Stil eröffnete. Seine Agentur gestaltete während mehr als 30 Jahren Werbekampagnen für Roco und zeichnete für zwei vom Eidgenössischen Departement des Innern ausgezeichnete Plakate verantwortlich.
Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs stellte das Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen. Zum einen wurden Arbeiter und Angestellte immer wieder in die Armee eingezogen und zum anderen wurde es zunehmend schwieriger, die zu verarbeitenden Agrarrohstoffe (Obst, Gemüse, Zucker), aber auch Blech für die Dosen zu beschaffen. Deshalb schaltete die Firma 1942 ein Inserat, in dem sie aufrief, leere Büchsen zurückzugeben.
Diese Botschaft enthielt auch das von Herbert Leupin (1916–1999) entworfene Plakat neues Fenster.
Von demselben Gestalter stammt ausserdem ein Plakat neues Fenster, das für eine weitere Innovation warb. Es handelte sich um Tiefkühlprodukte, mit deren Herstellung die Roco AG im Sommer 1941 begann und die sie unter der neu gegründeten Marke «Frisco» vertrieb. Das Anfangssortiment umfasste mehrere Gemüse- und Obstsorten, 1960 kam noch Glace neues Fenster dazu.
Anfang der 1980er Jahre schloss das Unternehmen, dessen Aktienmehrheit inzwischen durch die Nestlé AG übernommen worden war, eine Vereinbarung mit Hero. Diese sah vor, dass sich die Roco AG aus dem Nasskonservensektor zurückzieht und die Rechte an der gleichnamigen Marke an ihren Konkurrenten abtritt. Kurz danach fusionierte die Firma mit ihrer einstigen Tochtergesellschaft Frisco-Findus unter diesem Namen. Sie existiert bis heute als Nestlé-Division.
